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11. Juli
2022
Beitrag von Dr. Christoph von Schilling

Therapieerfolge der jüngeren Tumorbehandlung lassen hoffen

preisDr. Christoph von Schilling Chefarzt der Onkologie im Klinikum Freising und
Vorsitzender des Kuratoriums der Krebshilfe Freising Maria & Christoph e.V.

Freising: „Die Behandlung von fortgeschrittenen bösartigen Bluterkrankungen und Krebs hat sich im Verlauf der letzten 20 Jahre von Grund auf verändert. Den klassischen Verfahren der antihormonellen und der zytostatischen Chemotherapie wurde in den letzten 25 Jahren die Behandlung mit gezielteren Verfahren, wie monoklonale Antikörper und Hemmer der Gefäßeinsprossung / Sauerstoff- und Nährstoffversorgung in Krebsherde hinzugefügt.
Weitere wichtige Neuerungen sind die „Erziehung“ des körpereigenen Immunsystems zur Krebsabwehr durch monoklonale Antikörper und gentechnologische Veränderung.

Unterschiedliche Entstehungsmuster des Tumors bei jedem Einzelnen erkannt
Der Krebs folgt in seiner Entstehung bei jeder/m einzelnen Patientin/en ganz unterschiedlichen Mustern. Durch die Untersuchung einer Vielzahl von Tumoren ist es gelungen aufzuklären, welche Besonderheiten im jeweiligen Einzelfall die Krebszellen ausnutzen, um sich gegenüber ihrer Umgebung durchzusetzen und Tochterherde zu erzeugen. Diese besonderen Stoffwechselveränderungen in den Krebszellen sind für diese überlebensnotwendig, bilden aber auch einen Punkt, an dem sie leicht zu verletzen sind. Indem wir also den Entstehungsprozess der Krebserkrankung in einer/m einzelnen PatientIn besser verstehen, ist es möglich geworden, „individualisierte“, also für die/den jeweilige/n PatientIn maßgeschneiderte Therapien wie Wachstumsfaktor-Rezeptor-Hemmer zum Einsatz zu bringen, die diese speziellen „Kraftwerke“ für den Krebs angreifen, ohne die normalen Organe dauerhaft in Mitleidenschaft zu ziehen.

Unser Immunsystem kann in die Lage versetzt werden, den eigenen Krebs wirksam zu bekämpfen.
Eine ganz wesentliche weitere Entdeckung der letzten 10 Jahre war die, dass unser Immunsystem den eigenen Krebs durchaus wirksam bekämpfen kann, wenn man ihm die „Fesseln“ abstreift und ihm dadurch ermöglicht, den Krebs als fremd zu erkennen. Das geschieht mithilfe von Infusionen, den sog. Immuncheckpoint-Inhibitoren, die Immunabwehr-hemmende Prozesse unterdrücken.

Einsatz von Gentherapie zur Erkennung und Bekämpfung der Tumorzellen.
Mithilfe von Gentherapie ist es außerdem möglich, Immunabwehrzellen einer/s KrebspatientIn speziell für die Erkennung und Bekämpfung von „seinen“ Tumorzellen auszurüsten, diese Immunabwehrzellen im Brutschrank zu vermehren und später in der / dem PatientIn zum Einsatz zu bringen. Weitere Schritte sind unterwegs, um Krebszellen aufzuspüren und mit möglichst geringen Schäden (z.B. im Wege einer Impfung) für die/den PatientIn angreifbar zu machen.

Eine Vielzahl bekannter und weiterer neuer Behandlungsmethoden geben Anlass zur Hoffnung auf ein deutlich längeres, lebenswerteres Leben mit Krebs.
Krebs bleibt eine lebensbedrohliche und in sehr vielen Fällen leider weiterhin lebensverkürzende Erkrankung. Der Fortschritt ereignet sich für die Patientinnen des Hier und Jetzt noch zu langsam. Aber die Vielzahl der Chancen, die jetzt zutage treten, lassen uns heute schon feststellen, dass wir mit den neuen Methoden das Leben mit Krebs deutlich länger und lebenswerter machen und in gar nicht so seltenen Fällen die Erkrankung sogar heilen können.“

Dr. Christoph von Schilling
Chefarzt der Onkologie im Klinikum Freising

Juli 2022